Mond - aber wie?

Hier geht es um das wichtige Thema Beleuchtung und Beleuchtungstechnik
StefanSc
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Mond - aber wie?

Beitrag von StefanSc »

Hallo liebes Forum,

mir erscheint mein Licht nachts zu hell und mich beschäftigt die Frage, wie ich den Mond indealerweise simuliere. Die Einstellung der Mitras ist da recht kompliziert und mir geht es primär gar nicht um einen Mondzyklus, sondern um die passenden Lichtfarbe und Intensität,
Die SEA-Z sind ja bezüglich dieses Themas ausführlich - aber ich Anfänger bin mit meiner Umsetzung nicht so glücklich:

1. hat die Mitras 7206 3 weiße Kanäle - dass wir keinen blauen nehmen ist klar - auch wenn wir es noch so schön finden. Aber welche Lichtfarbe oder Temperatur ist ideal?
2. Die Intensität: Ich habe die Option zwischen 0 und 100% einzustellen - das ist wohl bei allen Lampen so. Während des Schreibens fällt mir ein, dass ich ja mal ,X- eingeben kann. Vielleicht kann ich ja eine Nachkommastelle eingeben. Denn 1% finde ich recht hell. Dazu leuchten eben beide Lampen. Eigentlich würden wenige LED´s genügen - so leuchten 12 bei mir. Ich kann aber nur alle 6 Spots der Leuchte zusammen ansteuern
Macht es zB Sinn, eine nachts komplett auszuschalten und auf die Weise nur 6 LED´s leuchten zu lassen? Dann leuchtet´s halt schief. Egal?

Ist es weiterhin sinnvoll, nachts mal ein paar Stunden komplett auszuschalten? In der Natur gibt es ja auch noch Wolken...
Vielen Dank.
Gruß
Stefan
hypocampo

Re: Mond - aber wie?

Beitrag von hypocampo »

Kurzantwort... kein Mondlicht. Gibt hier dazu einige Beiträge und Erläuterungen. :-)
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tropicreef
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Re: Mond - aber wie?

Beitrag von tropicreef »

Ganz klar nein. Die Koralle benötigt den strikten Wechsel zwischen Tag und Nacht. Ich habe vor längerer Zeit diesbezüglich etwas auf Korallenriff.de geschrieben. Hier ein Auszug:
tropicreef hat geschrieben: Wie allerseits bekannt sein dürfte, wird das Kalkskelett außerhalb der Korallenpolypenzelle gebildet und lässt sich zurückführen auf die Kalkfällung: Wenn in einer Lösung Calciumionen und Hydrogencarbonationen („Karbonathärte“) vorliegen und der pH-Wert sich ins Alkalische verschiebt, wird ein Teil des Hydrogencarbonats in Carbonat umgewandelt. Carbonat ist aber nicht besonders gut löslich und bei Überschreiten des Löslichkeitsproduktes muss ein Teil des Carbonats aus der Lösung verschwinden und setzt sich zusammen mit Calcium als Kalk ab.
Die Kohlensäure, die bei der Kalkfällung entsteht, würde den Kalk gleich wieder auflösen, wenn die Zooxanthellen das CO2 nicht in der Photosynthese "entsorgen" würden. Die Kalksyntheserate wäre um ein Vielfaches geringer und die Korallen könnten nicht wachsen bzw. ihr Kalkskelett aufbauen.

Wie schnell nun das Kalkskelett wächst, hängt von einer Reihe von Faktoren ab: sind symbiontische Algen (Zooxanthellen) vorhanden oder nicht, Lichtstärke und -dauer, Lichtspektrum, Temperatur, Calcium- und Hydrogencarbonatkonzentration, pH-Wert, Nitrat, Phosphat, Strömungsverhältnisse, Spurenelementversorgung, allgemeine Konstitution und Stresszustand des Tieres und natürlich spielt die Korallenart eine wichtige Rolle.

Der Korallenpolyp kann diesen Vorgang beschleunigen, indem er schnell Hydrogencarbonat durch das Enzym Carboanhydrase bildet und andererseits den pH-Wert an der Kalkbildungsstelle hoch hält. Carboanhydrase (CA) ist ein Enzym, das die physiologisch bedeutsame Gleichgewichtsreaktion katalysiert. Diese Methode ist die einzige Möglichkeit des empfindlichen Korallenpolypen sich in der Nacht gegen die beim Kalkskelettbau anfallenden Säuren zu schützen.

CA besteht aus einem Protein und enthält als Cofaktor ein Zinkion (Zn2+), welches die eigentliche katalytische Aktivität des Enzyms bedingt. Nebenbei bemerkt ist die Carboanhydrase eines der schnellsten bekannten Enzyme. Schon seit längerem war bekannt, dass das Skelettwachstum dabei nachts am stärksten ist. Die molekularen Mechanismen hinter dieser Steuerung waren bislang ungeklärt. Französische Forscher haben nun ein Gen mit dem Namen STPCA in der Koralle isoliert, dessen Aktivität dem Lichtzyklus unterworfen ist. STPCA steuert die Bildung dieses Enzyms, das mit Hilfe von Kohlendioxid Bikarbonate aufbaut und damit eine wichtige Rolle beim Korallenwachstum spielt. Das Gen reagiert auf den Hell-Dunkel-Zyklus des Tageslichts und dient damit als Zeitgeber. Die höchsten Konzentrationen des Enzyms entdeckten die Wissenschaftler in der wässrigen Schicht direkt unter dem Kalkskelett der Korallen, hier war es in der Nacht doppelt so hoch wie am Tage. Nachts ist dieses Gen doppelt so aktiv wie tagsüber.

Die Kalkproduktion setzt viele Protonen frei, die das Milieu rund um die Koralle ansäuern, was wiederum das Skelett angreift. Tagsüber schaffen die Algen diese Protonen während der Photosynthese heraus, nachts muss das Bikarbonat sie abpuffern, damit die Koralle keinen Schaden nimmt. Die Koralle produziert daher vermehrt Bikarbonat, das als Puffer wirkt und die Säurewirkung neutralisieren kann.

In Versuchen setzten die Forscher Korallen einem Hemmstoff gegen dieses Enzym aus und tatsächlich sank die Rate der Skelettbildung als Reaktion. Damit war die direkte Rolle von STPCA für das Korallenwachstum in der Nacht bestätigt.
Ohne totale Nacht im Becken läuft dieser Prozess nicht effizient genug ab.
Gruss Dieter
StefanSc
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Re: Mond - aber wie?

Beitrag von StefanSc »

@ Dani: Sei doch nicht immer so streng mit mir :) , ich habe gesucht, bin aber nicht wirklich fündig geworden. Okay, zugegeben, so richtig lange hab ich nicht gesucht.

@ Dieter: vielen Dank für diesen Beitrag. Hochinteressant und bislang mir, wie bestimmt vielen unbekannt. Scheinbar auch den Lampenherstellern. Da gibt es immer die tollsten Mondfunktionen. Vor diesem Hintergrund ist Deine Empfehlung also totale Dunkelheit?

Dazu ergeben sich für mich gleich wieder zwei Fragen: Abends nach der Dämmerungsphase gehen die Lampen also komplett aus und morgens erst wieder mit der Dämmerung an? Eine "relativ dunkle Lichtphase" als simulierten Mondschein sollte es nicht geben? Aber wie ist es mit dem Mond in den Ursprungsorten unserer Korallen, Licht ist dort doch schon ein wenig?
Und wie sieht das mit der Beleuchtung in der Wohnung aus? Man hat so ein Aquarium ja meist im Zentrum des Lebens und dort hat man ja auch meistens nun mal Licht an. Wirkt sich Zimmerbeleuchtung aus dieser Betrachtung heraus negativ aus? Man kann natürlich auch die Dämmerung zu seiner üblichen Zubettgehzeit ausklingen lassen.

Und noch etwas fällt mir dazu ein: in tropischen Riffen sind die Tageslängen nicht so unterschiedlich wie bei uns. Kann es kontraproduktiv sein, dass wir im Juni manchmal nur 6 Stunden Dunkelheit haben?

Vielen Dank schon mal.
Gruß
Stefan
hypocampo

Re: Mond - aber wie?

Beitrag von hypocampo »

Hui Stefan
Bitte verzichte aufs vergleichen... unsere Aquarien sind's keine natürlichen Riffe. Nicht mit dem Besatz, nicht mit der Strömung , nicht mit den Wasserwerten, nicht mit .....
Deine Einwände sind legitim - aber nicht in dieser Form der Korallenhaltung....

Ich bin nicht streng :-)
StefanSc
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Re: Mond - aber wie?

Beitrag von StefanSc »

Na gut, stimmt schon und kann ich akzeptieren. Dennoch streben wir danach, den Tieren die besten Bedingungen anzubieten, die wir eben imstande sind zu bieten. Und wie sieht diesbezüglich das Optimum aus?
Gruß
Stefan
hypocampo

Re: Mond - aber wie?

Beitrag von hypocampo »

StefanSc hat geschrieben:streben wir danach, den Tieren die besten Bedingungen anzubieten, die wir eben imstande sind zu bieten. Und wie sieht diesbezüglich das Optimum aus?
Wie Du anmerkst Stefan: streben ist individuell und die Möglichkeiten auch nicht für jeden gleich. Es es durch Platz und oder durch Zeit, Hingabe und oder Finanzen.... Deswegen kann ich die Freeware nachOptimum so nicht definieren.
Es gibt vieles heute was für die Tiere in der Natur optimal ist - aber unter aquaristischeb Bedingungen für dieselben Tiere Stress bedeutet...
StefanSc
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Re: Mond - aber wie?

Beitrag von StefanSc »

Hallo Dani,

die Möglichkeiten sind natürlich immer individuell unterschiedlich, das sehe ich schon ein. Zu versuchen mit eben diesen Möglichkeiten den Tieren das Beste bieten zu wollen, empfinde ich nicht als individuell. Aber letztlich ist das ja jetzt hier global gesprochen und eigentlich ging es um das Mondlicht. Ob es optimal für die Tiere ist, wenn es nun nachts dunkel,ist oder ob die Lampe da irgendwas zaubert, ist ja nicht individuell. Wenn es das Optimum tatsächlich ist, dass es nachts dunkel ist, kann das ein jeder tun, egal wie die Voraussetzungen sind. Wissen wir sicher, dass es so,ist?
Dein letzter Satz macht mich nachdenklich. Gib mal Beispiele bitte.
Gruß
Stefan
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tropicreef
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Re: Mond - aber wie?

Beitrag von tropicreef »

StefanSc hat geschrieben: Aber wie ist es mit dem Mond in den Ursprungsorten unserer Korallen, Licht ist dort doch schon ein wenig?
Und wie sieht das mit der Beleuchtung in der Wohnung aus? Man hat so ein Aquarium ja meist im Zentrum des Lebens und dort hat man ja auch meistens nun mal Licht an. Wirkt sich Zimmerbeleuchtung aus dieser Betrachtung heraus negativ aus? Man kann natürlich auch die Dämmerung zu seiner üblichen Zubettgehzeit ausklingen lassen.
Auch bei Mondschein ist es im Meer sehr dunkel. Vorallem wenn man mal 15 bis 20 Meter tief ist. So auch bei meinen letzten Nachttauchgang in Ägypten. Da muss dann schon Vollmond und klares Wasser sein.

Starke Zimmerbeleutung stört auf jeden Fall. Das sind meistens immer die Zeiten, wo einem die Fische - vorallem Neue- aus dem Becken springen.
Gruss Dieter
StefanSc
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Re: Mond - aber wie?

Beitrag von StefanSc »

Hallo Dieter,

vielen Dank noch einmal für die Ausführung, ich habe jetzt abends eine ca. 2 stündige relativ dunkle Phase, ich konnte auch mit Nachkommastellen dimmen und morgens bevor die Beleuchtung richtig angeht, habe ich noch eine halbe Stunde Mond.
Ist zwar auch nicht natürlich, da müsste man dann ja wenn mitten in der Nacht kurz Licht machen - aber es ist dann nicht schlagartig dunkel und auch nicht wieder hell. Beim Dimmen empfinde ich den Punkt, wenn das Licht ganz erlischt doch als recht abrupt.
Gruß
Stefan
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