Vorbereitungen und Start-Dosierplan Tag 1

Inbetriebnahme und Beckenstart

Was Du vor dem Beckenstart und am Tag des Beckenstarts zu erledigen hast [eine ganze Menge...]


Vor dem Beckenstart wirst Du in Deinem Aquarium und im Technikbecken alle Technikkomponenten installieren und die Arbeiten an der PVC-Verrohrung vollständig abschliessen.

Am Tag des Beckenstarts wirst Du Dein Riffaquarium fertig gestalten, das Meerwasser einfüllen, die Technik in Betrieb nehmen und das Aquarium und die Verrohrung auf Dichtigkeit prüfen.

Phase 1: Vorbereitungen vor dem Beckenstart
Installation der Technik, Einrichten des Technikbeckens und Fertigstellung der PVC-Verrohrung

Voraussetzung für den Beckenstart ist, dass Du alle Komponenten zuhause hast. Eine noch nicht gelieferte Aquarienlampe oder fehlendes Gestaltungsmaterial schliesst den Beckenstart vollständig aus. Schon zu oft haben sich unerwartet in letzter Minute Lieferzeiten um vierzehn Tage verzögert und das gerade gestartete Riffaquarium stand ohne Lampe da. Das Gleiche gilt auch für alle anderen Technikkomponenten sowie auch für die Gestaltungsmaterialien. Solche Situationen gilt es zu vermeiden. Starte also das Becken erst dann, wenn Du wirklich alle Komponenten zuhause in den Händen halten kannst.

Selbstverständlich musst Du auch im Vorfeld das Aquarium und das Technikbecken auf Schäden am Glas und an den Silikonnähten überprüfen und die Glasoberflächen und Silikonnähte mit Wasser gründlich abspülen und reinigen (v.a. Rückstände aus der Silikonverarbeitung, mögliche Metallsplitter, Staub). Viele Aquarianer führen eine komplette Probefüllung durch, wozu ganz normales Leitungswasser ausreichend ist. Besondere Aufmerksamkeit muss der Dichtigkeit des Überlaufschachts v.a. an der Bodennaht gelten, damit an dieser Stelle kein Wasser in den Überlauf austreten und aus dem Aquarium gelangen kann (was nur auffällt, wenn die Anlage nicht läuft). Gute Aquarienbauer versehen daher diese Stellen mit speziellen Sicherheitsnähten.

Die PVC-Verrohrung muss unbedingt einige Tage vor dem Beckenstart geklebt werden, damit der Kleber vollständig aushärten kann und Du Gewissheit hast, dass die Verrohung auch komplett ist und keine essentiell wichtigen PVC-Teile fehlen. Auch hier gibt es unzählige Negativbeispiele, in denen falsch gelieferte PVC-Teile oder nicht passende Fittings/Rohre den Beckenstart an einem Sonntag mit geschlossenem Aquarienladen zu einem absoluten Reinfall machten. Die Einrichtung des Technikbeckens (Platzierung Abschäumer, Rückförderpumpe, Heizung/Sensoren, UV-Anlage [UV-Anlage siehe hierzu auch Tag 4] etc.) und v.a. die Befestigung und Aufhängung der Lampe(n) solltest Du vor dem Beckenstart durchführen. Wenn es lieferbedingt nicht anders möglich ist, kannst Du die Filtertechnik auch am Tag des Beckenstarts installieren und an die fertige PVC-Verrohrung anschliessen, was aber die Arbeitszeit erheblich in die Länge zieht und zudem den gravierenden Nachteil hat, dass Dir Schäden oder technische Fehler auch erst zum jetzigen Zeitpunkt auffallen. Was Du vor dem Beckenstart erledigen kannst, solltest Du auch tun, um Freiraum für die akut wichtigen Dinge zu haben, wenn das Aquarium in Betrieb nimmst. Daher gilt an dieser Stelle die dringende Empfehlung für Dich, dass Du die gesamte Technik vor dem Beckenstart besorgst, auf Transportschäden prüfst und testest. Probleme kannst Du dann in Ruhe vor dem Beckenstart mit dem Hersteller oder dem Lieferanten lösen.

Gehe bei der Installation der Technik sehr gründlich und gewissenhaft vor, insbesondere beim Zusammenbau von in Einzelteilen gelieferten Produkten. Es ist wichtig, dass Du jede einzelne Technikkomponente, die im Wasser arbeiten wird (Lampen also nicht!) vor der Installation gut in Süßwasser spülst und reinigst. Manche Kunststoffe z.B. von Pumpen können als Rückstand Antimon (Sb) abgeben, was man über eine Lagerung in Süßwasser für 24 h minimieren kann. Filterschwämme (z.B. in Fliessbettfiltern) und Filtersocken müssen unbedingt vor Gebrauch ausgewaschen werden, da sie Produktionsrückstände enthalten, die v.a. den Abschäumer zum Überschäumen bringen.

Achte darauf, dass Du keine metallischen Gegenstände im oder am Aquarium/Unterschrank verarbeitest. Ganz wichtig ist, das Du Schneid- und Sägearbeiten z.B. an Aluminium-Profilen nicht in der Nähe des Aquariums und des Technikbeckens durchführst, sondern weit entfernt, idealerweise sogar in einem anderen Raum. Ein einziger Aluminium-Splitter, der abspringt und im Aquarium oder im Technikbecken landet, kann Dein gesamtes Aquarienprojekt gefährden.

Metallische Bauteile werden in der salzhaltigen Luft rasch korrodieren. Korrosionsstaub gelangt schnell ins Wasser und kann Probleme verursachen. Hier v.a. zu nennen sind Schlauchschellen oder Rohrhalter aus Metall, aber auch Schrauben oder Türscharniere im Unterschrank können schnell Korrosionsstellen ansetzen. Du solltest in Beckennähe idealerweise nur Kunststoffteile verwenden. Schlauchverbindungen sollten mit Schlauchschellen aus Kunststoff, die für den jeweiligen Schlauch/Rohrdurchmesser passend gewählt sind, gesichert und fixiert werden.

Für den Beckenstart ist noch keine Filterung über Aktivkohle oder Phosphatadsorber vorgesehen, daher müssen dafür geplante Fliessbettfilter noch nicht fertig installiert werden. Aber die in den Filtern oft zur Sicherung der Filtermedien beiliegenden Filterschwämme müssen gründlich ausgewaschen werden.

Zum bereits angesprochenen Thema Beleuchtung kann das Beleuchtungsprofil und die Beleuchtungseinstellungen durchaus auch z.B. an Tag 2 durchgeführt werden. Die Tage 2 und 3 sind v.a. von Kontrollaufgaben geprägt und Du hast ausreichend Zeit, um Deine Lampe(n), aber auch Deine Pumpensteuerung (bei regelbaren Pumpen) in Ruhe zu programmieren. Wichtig ist nur, dass die Lampenaufhängung bereits erfolgt ist. Die Lampe sollte bei einer Hängevariante unbedingt vor dem Beckenstart installiert werden, damit Bohrstaub aus der Decke nicht ins Aquarium fällt und Du sauber und einfach arbeiten kannst.

Phase 2: Fertigstellung der Riffgestaltung

Allgemeine Informationen zum Thema Riffaquariumgestaltung stehen Dir in den SANGOKAI Empfehlungen A-Z (SEA-Z) zur Verfügung. Die Gestaltung ist nicht nur eine ästhetische Komponente innerhalb der Vivaristik, sondern hat unmittelbaren Einfluss auf biologische Prozesse und den praktischen Betrieb. Daher sei Dir an dieser Stelle empfohlen, dass Du Dich zu diesem Thema in den SEA-Z zunächst gründlich einliest.

Wenn Du künstliches Gestaltungsmaterial nutzt, kannst Du schon im Vorfeld am Riffaufbau üben und ihn idealerweise direkt im leeren und trockenen Riffaquarium vollständig gestalten. Diesen Vorteil bieten die heute modernen Gestaltungsmaterialien im Vergleich zu Lebendgestein, dass Du natürlich nur frisch verarbeiten kannst. Künstliches Material sollte, wenn nicht anders vom Hersteller angegeben (am besten einfach nachfragen), immer gut abgespült und ggf. auch eine zeitlang in Reinstwasser gewässert werden (v.a. Keramik). Wenn Du Dir unsicher bist, ob Deine Gestaltung für Dein geplantes Riffprojekt gut ist, dann ist jetzt, vor dem Beckenstart, d.h. vor dem Einfüllen des Meerwassers, der richtige Zeitpunkt, dies anhand von Bildern oder einem kleinen Video mit beratenden Personen zu besprechen.

Ein bereits gefluteter Aufbau lässt sich unter Wasser nicht mehr so einfach umgestalten und stört die Entwicklung des Riffaquariums und vor allem Deinen Zeitplan. Es ist also wichtig, dass heute, am Tag der Inbetriebnahme, die Gestaltung optimal durchgeführt und abgeschlossen wird und es im weiteren Verlauf nicht mehr zu gravierenden Umbauten und Eingriffen kommt. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass im gefüllten Aquarium eine ursprünglich im Trockenen perfekt ausgearbeitete Gestaltung etwas anders wirkt und sich in kleinen Details perspektivische Verbesserungen erzeugen lassen, derer Du Dich in den nächsten Tagen annehmen kannst. Allerdings muss die gesamte Gestaltung, sowohl von der grundsätzlichen Form, als auch von der Statik am heutigen Tag komplett fertiggestellt werden. 

Die Verwendung von Lebendgestein macht die Gestaltung in der Vorbereitung etwas komplizierter und aufwändiger, weil Du die Steine i.d.R. erst heute bekommst und den Aufbau vorher nicht üben konntest. Plane also für diesen Abschnitt ausreichend viel Zeit ein und sorge dafür, dass Du helfende Hände hast, die gelegentlich das Lebendgestein mit nur leicht brackigem Meerwasser besprühen (ca. 10-15 psu, damit keine zu starke Salzanreicherung auf der Oberfläche entsteht, wenn das Wasser in die Raumluft verdunstet und der Salzrückstand auf den Steinen zurück bleibt) und Dir bei Bedarf mit dem Anreichen, Halten und Platzieren der Steine behilflich sein können.

Für eine Gestaltung mit Lebendgestein solltest Du einen stabilen Aufbau aus künstlichem Dekorationsmaterial nutzen und die lebenden Steine ausschliesslich im licht- und strömungsexponierten Abschlussbereich verwenden. Nur hier kann das Lebendgestein auch entsprechend gepflegt und langfristig gesund erhalten werden. Strömungsmangel und v.a. Lichtmangel wird schnell dazu führen, dass die kostbaren lebenden Steine im Unterbau ihren Aufwuchs verlieren (was auch zu einer Wasserbelastung führt) und damit ohnehin keine andere als eine rein statische Funktion haben. Statisch betrachtet sind die meisten lebenden Steine aber weitaus weniger geeignet als z.B. keramische oder andere künstliche Gestaltungsmaterialien. Daher solltest Du Lebendgestein grundsätzlich nur dort verarbeiten, wo es auch der Strömung und dem Licht exponiert ist.

Es gibt bei Lebendgestein sehr viele Qualitätsunterschiede, sowohl was die Herkunft der Steine angeht, als auch die Transportbedingungen und die Hälterungsbedingungen beim Händler. Da heute sehr viel Riffgestein aus Algenzonen stammt und die Steine dadurch einen zwar hübschen, für die Korallenpflege aber auch potentiell konkurrierenden Makroalgenbewuchs aufweisen, solltest Du beim Kauf erhältliche Steine gut für Dein Gestaltungsprojekt selektieren und zu starken Makroalgenaufwuchs vermeiden. Sonst können sich diese Algen im Riffaquarium langfristig fest etablieren und zu Problemen bei der Korallenpflege führen. Solche Steine sind aber für ein Lebendgesteinrefugium (siehe SEA-Z) sehr gut geeignet, Du solltest Sie aber nicht unbedingt im Hauptbecken verwendet, d.h. dort, wo eigentlich Deine Korallen wachsen sollen. Es sei Dir in diesem Zusammenhang auch dringend empfohlen, Lebendgestein vor Ort selbst auszuwählen, um sicherzustellen, dass die Steine sowohl von der Form, als auch von der Menge für das eigene Gestaltungsprojekt passen. Beim Kauf im Versandhandel suche auf jeden Fall immer ein ausführliches Gespräch und eine schriftliche Korrespondenz mit Bildern, Skizzen und Zeichnungen, damit der Händler optimale Steine aussuchen und verschicken kann. Die heutigen optimalen Möglichkeiten mit Live-Videos etc. sollten dabei auch genutzt werden. 

Wenn alle Gestaltungsarbeiten an den Steinen vollständig abgeschlossen sind, kannst Du (sofern geplant) den Bodengrund einfüllen. Du nutzt also nur dort Sediment, wo keine Steine platziert sind (nicht zuerst Sand einfüllen und darauf die Gestaltung stellen!). Wichtige Hinweise und Tipps zum Thema Bodengrund bekommst Du in den SEA-Z.

Idealerweise bevorzugst Du für Dein SANGOKAI Riffaquarium aragonitischen Korallensand vor den sehr verbreiteten calcitischen/dolomitischen Sandsorten, die aufgrund der unterschiedlichen Kristallisation des Kalks eine höhere pH-Empfindlichkeit aufweisen und sich daher meist schon innerhalb eines Jahres stark auflösen. Dabei erzeugen sie sehr viel feinen Kalkabrieb, der das Wasser trübt und auch zur Mulmbildung beiträgt. Aragonitischer Sand ist langlebiger und zerfällt nicht so schnell.

Phase 3: Befüllung des Riffaquariums mit Meerwasser

Nach der Fertigstellung der Gestaltung steht in Phase 3 das Befüllen des Aquariums mit Meerwasser, respektive die Herstellung von Meerwasser im Aquarium an. Für künstliches Dekorationsmaterial ist es nicht relevant, ob Du sofort mit temperiertem Meerwasser befüllst, oder das Aquarium zunächst mit Reinstwasser flutest und dieses dann direkt im Aquarium aufsalzt. Vielmehr hast Du hier auch die Möglichkeit, das Gesamtnettovolumen über die verwendete Masse an Meersalz sehr genau zu berechnen, was es Dir im weiteren praktischen Betrieb des Riffaquariums ermöglicht, Dosierungen von z.B. Calcium oder auch von Nährstoffen exakt zu berechnen. Genauere Erläuterungen dazu, wie Du bei der Gestaltung mit ausschliesslich künstlichen Materialien vorgehen kannst und wie Du das Gesamtnettovolumen Deines Aquariums berechnen kannst, findest Du im weiteren Verlauf in diesem Abschnitt weiter unterhalb. Die Verarbeitung von Lebendgestein setzt hingegen voraus, dass Du fertiges und optimal gesalztes sowie temperiertes (mind. 20°C) Meerwasser bereits zur Verfügung stehen hast.

Für kleinere Riffaquarien mit einem Gesamtnettovolumen bis 100 oder 200 L kannst Du (sofern gewollt) natürliches Seewasser (NSW) verwenden, selbstverständlich je nach Geldbeutel auch für jede andere Beckengröße und wenn gewünscht auch als anteilige Beimischung zu künstlichem Meerwasser. Bei NSW solltest Du immer die Salinität überprüfen und bei Bedarf (wenn die Salinität zu niedrig ist, was je nach Entnahmeort des NSWs durchaus vorkommen kann) mit einer qualitativ hochwertigen Meersalzmischung auf 35 psu erhöhen. Für das externe Ansetzen von frischem künstlichen Meerwasser eignen sich größere und für Trinkwasser/Lebensmittel zugelassene Großbehälter wie z.B. Maischefässer mit 60-120 L Fassungsvermögen. Damit kann ein kleineres und fertig gestaltetes Aquarium bis max. ca. 200 L dann befüllt werden. Das verwendete Ausgangswasser (Reinstwasser), das ebenfalls nur in für Trinkwasser/Lebensmittel zugelassenen Behältern gelagert werden sollte, muss vor der Verwendung möglichst Zimmertemperatur angenommen haben, damit sich das Salz rückstandsfrei löst und es sofort zur Befüllung des Meerwasseraquariums verwendet werden kann.

Es ist wichtig, dass Du künstliches Meerwasser frühestens 12-24 Stunden (bevorzugt 12 h) vor dem Befüllen des Riffaquariums ansetzt, was für eine vollständige Auflösung des Salzes absolut ausreicht und zu keinen unerwünschten chemischen Fällungsreaktionen (z.B. Kalkfällung) führt. Wenn Du Meerwasser zu früh ansetzt, können sich im Laufe der Lagerung Kalkfällungen ergeben, was zu einer niedrigen KH und einem Calciumdefizit führt, insbesondere bei Meersalzen, die übermäßig stark mit Calcium und Carbonaten angereichert sind. Es ist grundsätzlich empfehlenswert, ein Meersalz mit einer ausgeglichenen und nicht übertriebenen Zusammensetzung zu verwenden.

Bei Verwendung von Lebendgestein wirst Du Meerwasser bereits vor der Beckeninbetriebnahme ansetzen müssen. Dabei gehen die meisten Aquarianer derart vor, dass sie das leere Aquarium und Technikbecken am Vortag des Beckenstarts mit Reinstwasser fluten und vollständig auf 35 psu aufsalzen. Üblicherweise werden, je nach Salzsorte, mindestens 38 g, oft sogar 39-40 g Meersalz pro Liter Reinstwasser benötigt, um eine Salinität von 34-35 psu zu erreichen. Die benötigte Masse Meersalz kannst Du also für ein bekanntes Volumen ausrechnen, abwiegen und dem Reinstwasser zugeben. Da die am Tag des Beckenstarts hinzugefügte Dekoration mit den lebenden Steinen im Aquarium Wasser verdrängt, hast Du bei dieser Vorgehensweise stets einen Überschuss an Meerwasser, den Du einlagern und für einen späteren Wasserwechsel aufbewahren kannst.

Das Aquarium links mit einem Gesamtnettovolumen von ca. 700 L wurde mit Reinstwasser gefüllt und direkt im Becken mit Meersalz auf eine Salinität von ca. 35 psu aufgesalzt. Weil zur Beckengestaltung ausschliesslich modulare Gestaltungselemente mit einigen Lebendgesteinplatten im Abschlussbereich verwendet wurden, war es einfach, direkt im bereits gefluteten Aquarium zu gestalten.

Es ist jedoch für die Gestaltung des Aquariums am Tag des Beckenstarts sinnvoll, das im Aquarium hergestellte Meerwasser übergangsweise in einen großvolumigen Behälter abzupumpen, damit Du zumindest in einem halb oder idealerweise nur zu einem Drittel gefüllten Aquarium „halbtrocken“ gestalten kannst (Foto vom gleichen Becken siehe Tag 2). Nach der Fertigstellung der Gestaltung kannst Du dann wieder auf das komplette Betriebsvolumen auffüllen und das Restmeerwasser für einen Wasserwechsel einlagern. In einem verschliessbaren Kanister ist rein anorganisches (d.h. keine organischen und biogenen Zusätze!) und frisches künstliches Meerwasser ohne Probleme für 2-3 Wochen haltbar, ohne dass sich starke Ausfüllungen oder mikrobielle Kontaminationen ergeben.

Im Gegensatz zur oben beschriebenen Vorgehensweise, die es bei Verwendung von Lebendgestein notwenig macht, dass Du vor der Gestaltung im leeren Aquarium zunächst Meerwasser fertig herstellst, bietet die Verwendung von ausschliesslich künstlichem Gestaltungsmaterial den Vorteil, dass Du im leeren Aquarium komplett trocken und fertig gestalteten kannst. Im Anschluss füllst Du dann zunächst nur mit Reinstwasser auf und kannst dann direkt im Aquarium aufsalzen. Die bereits installierten Strömungspumpen lösen das Salz dann trotz der Gestaltungselemente sehr schnell innerhalb weniger Stunden auf. Bei nicht genau bekanntem Gesamtnettovolumen (komplettes Betriebsvolumen) solltest Du zunächst nur auf eine Salinität von ca. 20-25 psu aufsalzen. Am Folgetag überprüfst Du die Salinität und erhöhst erst dann auf eine optimale Salinität von 35 psu. Da Du die für die gemessene Salinität zugegebene Masse Meersalz kennst, kannst Du über diesen Weg praktischerweise auch das Gesamtnettovolumen sehr genau berechnen. Dafür musst Du nur wissen, wie viel Gramm des verwendeten Meersalzes pro 1 L Wasser eine Salinität von 35 psu ergibt (das kannst Du in einem Küchenmessbecher einfach testen, i.d.R. wie gesagt 38 g, manchmal auch 39-40 g). Dann ist es einfach, eine Dreisatzgleichung mit bekannter Meersalzmasse und gemessener Salinität im Aquarium aufzustellen und diese auf das Gesamtnettovolumen aufzulösen. Über diesen rechnerischen Weg erlangst Du genaue Kenntnis über das Gesamtnettovolumen Deines gestalteten Riffaquariums und kannst diesen Wert dann für spätere Zugaben von Wasseradditiven (Calcium-/KH-Zugaben, Additive, etc.) anwenden.

Beispiel: Dein Riffaquarium hat eine Außenbemaßung von 1,50 x 60 x 60 cm mit einem Wasserstand im Innenmaß von 50 cm, also einem grob geschätztem Bruttovolumen von 450 L. Du verwendest ein Filterbecken mit einem ungefähren Betriebsvolumen von 55 L. Das Gesamtbruttovolumen ohne Berücksichtigung der Gestaltung und der genauen Innenmaßberechnung liegt also circa bei 505 L.

Du kannst allerdings nicht abschätzen, wie groß der Fehler für das genaue Nettovolumen des Aquariums und des Filterbeckens ist und kennst auch das Verdrängungsvolumen Deiner Gestaltung und Deines Bodengrundes nicht. Je mehr Gestaltungsmaterial Du einsetzt, desto höher ist auch der Volumenanteil, der nachher nicht mehr von Wasser gefüllt wird. An dieser Stelle bleibt Dir zunächst also keine andere Möglichkeit, als das Nettovolumen für das Hauptbecken abzuschätzen. Für dieses Beispiel gehen wir von den 450 L Bruttovolumen im Hauptbecken aus, rechnen einen fiktiven Wert von 10% Volumenanteil für die Gestaltung und den Bodengrund runter und erhalten so ein geschätztes Beckennettovolumen von 405 L. Dazu addieren sich 55 L Betriebsvolumen des Technikbeckens, so dass Du ein Gesamtnettovolumen von 460 L abschätzt. Da der Fehler bei dieser Schätzung möglicherweise recht groß ist (der Volumenanteil der Gestaltung kann auch nur 5%, oder auch 20-25% sein), salzt Du das bereits eingefüllte Wasser nicht auf 30 oder gar direkt auf 35 psu auf, sondern sicherheitshalber nur auf 20 psu, also etwas weniger als zwei Drittel der gewünschten Salinität.

Bei der Salinitätsprüfung für Dein Meersalz hast Du in diesem Beispiel festgestellt, das 39 g Meersalz pro 1 L Wasser bei einer Temperatur von 25°C eine Salinität von 35 psu ergibt. Da Du für die erste Aufsalzung im Aquarium zunächst nur eine Salinität von 20 psu erreichen möchtest, benötigst Du also pro Liter Meerwasser nur 39 g : 35 x 20 = 22,29 g Salz. Du wiegst also für das abgeschätzte Gesamtnettovolumen von 460 L eine Meersalzmasse von 22,29 g x 460 = 10251 g (10,25 kg) ein und gibst diese Masse in Dein fertig eingerichtetes und mit kompletter Technik laufendes Riffaquarium. Am nächsten Tag (siehe Tag 2 in dieser Anleitung) überprüfst Du die Salinität und misst einen Wert von beispielsweise 21 psu. Du liegst also um 1 psu höher als ursprünglich abgeschätzt. Da Du weißt, dass Du dem Aquarium 10251 g Meersalz zugeführt hast und diese Masse eine Salinität von 21 psu erzeugt, errechnest Du ein effektives Gesamtnettovolumen von 10251 g : 21 g/L x (35:39) = 438 L (an dieser Stelle sei noch bemerkt, dass hier der Einfachheit halber die Einheit der Salinität (g/kg, bzw. psu) mit g/L gleichgesetzt wird). Wie bereits angemerkt wird Dir die Anpassung auf 35 psu nach diesem Verfahren erst morgen am zweiten Tag begegnen.

Mit diesem errechneten Gesamtnettovolumen kannst Du dann morgen die noch fehlende Meersalzmasse ausrechnen, die Du brauchst, um von 21 psu auf 35 psu zu erhöhen. Da Du für Dein Meersalz hier im Beispiel angenommen hast, das 39 g pro 1 L Wasser eine Salinität von 35 ergibt, wäre die Gesamtmasse für 35 psu bei 438 L wie folgt: 39 x 438 = 17086 g. Davon hast Du bereits 10251 g zugegeben. Es bleibt also eine Differenz von 6834 g Meersalz, die Deinem Wasser für eine Salinität von 35 psu noch fehlen.

In diesem Beispiel liegt das fiktiv geschätzte Gesamtnettovolumen von 460 L sehr nah an dem tatsächlichen Gesamtnettovolumen der Anlage (438 L), das Du indirekt über die Salinität errechnet hast. Es gibt sicherlich auch Schätzungen, die deutlich weiter entfernt vom realen Wert liegen, weshalb es wichtig ist, mit einer zunächst niedrigen Salinität testweise zu arbeiten (wie hier mit 20 psu, alternativ mit 25 psu), um nicht bei groben Fehlschätzungen eine unerwartet viel zu hohe Salinität einzustellen.

Beachte bitte, dass die Bestimmung des Salzgehalts (Salinität) von der aktuellen Wassertemperatur abhängig ist, d.h. bei der Messung der Dichte und Leitfähigkeit musst Du die jeweilige Temperatur berücksichtigen, um daraus die Salinität anhand einer Tabelle bestimmen zu können. Der Einsatz eines guten Refraktometers, dass mit einer Meerwasser-Referenz kalibriert wird, ist bequemer und sei Dir auch an dieser Stelle empfohlen. Wenngleich auch die Lichtbrechung stark temperaturabhängig ist, nimmt die dünn aufgetragene Wasserprobe zwischen Prisma und Abdeckplatte rasch Raumtemperatur an und kann schnell sehr zuverlässige Messwerte für die Salinität liefern. Wichtig ist nur, dass Du immer nur die rechte Skala (die Salinität) abliest und die linke Dichte-Skalierung ignorierst. Auch die Kalibrierung erfolgt immer nur mit einer Meerwasser-Referenz auf die optimale Salinität von 35 psu.

Phase 4: Kontrolle auf Dichtigkeit und Leckagen

Nach dem Aufsalzen wird die gesamte Technik nochmals kontrolliert. Der Eiweißabschäumer wird in den ersten Tagen voraussichtlich noch nicht arbeiten. Du solltest ihn für den Beckenstart nach Herstellervorgaben einstellen und den Schaumtopf bei Bedarf für die ersten 24-48 Stunden abnehmen, weil einige Abschäumer in ganz frischen Aquarien dazu neigen, überzulaufen (aufgrund von Rückständen im Wasser von Glas, Kunstoffen, etc.). Wichtig ist die Temperaturregelung für das Aquarium, damit möglichst schnell eine optimale Wassertemperatur von ca. 24-25°C erreicht wird. Auch die Wassernachfüllanlage kannst Du installieren und die Schwimmerschalterfunktion überprüfen. Hierzu findest Du jedoch auch noch weitere wichtige Informationen am Tag 2.

Abschliessend wirst Du, vermutlich auch ganz ohne diese Empfehlung, das Aquarium, das Technikbecken und die komplette Verrohrung im Laufe der nächsten Stunden wiederholt auf Dichtigkeit prüfen. Insbesondere an den PVC-Verklebungen und an Rohrverbindungen, die Du z.B. nur mit Teflonband abgedichtet hast (geht wenn überhaupt nur an passiven Ablaufleitungen, die keinem Druck ausgesetzt sind), können kleine Leckagen auftauchen, die Du ggf. nachbehandeln und absichern musst. Dass Du in der ersten Nacht etwas unruhiger schläfst als gewohnt und wahrscheinlich nochmal aufstehst um zu schauen, ob sich die 438 L Meerwasser noch im Glaskasten befinden, ist – das sei Dir an dieser Stelle versichert – ganz normal.