Wichtige Anpassungen Deines Riffaquariumsystems an akute Nährstoffmangelsituationen.
Weiterführender Artikel zu nutri-NP complete
Ganz entscheidend für die Etablierung eines ausgeglichenen Nährstoffhaushalts ist Dein Strömungskonzept, sowie die filtertechnischen Nährstoffexportsysteme, die auf den Nährstoffgehalt einwirken und Nitrat und Phosphat senken.
Bevor Du mit der Dosierung des nutri-NP complete beginnst, ist es notwendig, dass Du die Effizienz Deiner Nährstoffexportsysteme auf ein sinnvolles Maß reduzierst. Das betrifft primär die Eiweißabschäumung, aber auch Filtermedien, die Du zum Einsatz bringst.
Strömung ist im Aquarium der wichtigste Transportmechanismus für Nährstoffe im Wasser. Grundsätzlich ist es also für einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt essentiell wichtig, dass das Strömungskonzept optimal zum jeweiligen Aquarium und zur Aquariengestaltung passt. Ohne ein starkes und ausreichend leistungsfähiges Strömungskonzept ist weder die Nährstoffzufuhr, noch der Schadstoffabtransport aus einer Korallenkolonie möglich. Überprüfe daher im Falle einer Nährstoffmangelsituation zu allererst Dein Strömungskonzept. Wichtige Informationen dazu stehen Dir in den SANGOKAI Empfehlungen A-Z (SEA-Z) auf dieser Webseite in der Kategorie Wissen zu den Stichwörtern Gestaltung von Riffaquarien und Strömungskonzept zur Verfügung.
Eine leistungsstarke Filterung, z.B. einen sehr starken/überdimensionierten Eiweißabschäumer, solltest Du in einer Nährstoffmangelsituation möglichst so einstellen, das Du nicht zu viele Nährstoffe aus dem Wasser entfernst. Du musst eine möglichst trockene Einstellung Deines Abschäumers wählen, damit nicht zu viel Abschäumflüssigkeit entsteht (schaue dazu in die Gebrauchsanleitung zum Gerät oder kontaktiere ggf. den Händler/Hersteller). Dadurch stehen Nährstoffe z.B. aus den Fütterungen, aber auch solche aus dem nutri-NP complete, im Aquariumwasser länger zur Verfügung und können von den Organismen ohne die Konkurrenz zum Eiweißabschäumer aufgenommen und verwertet werden.
Wir raten Dir jedoch auch in einer akuten Nährstoffmangelsituation zu einer dauerhaften, d.h. 24 stündigen Eiweißabschäumung. Du wirst möglicherweise Empfehlungen erhalten, den Abschäumer zeitweise auszustellen. Das birgt jedoch auch gravierende Nachteile und ungünstige Nebeneffekte mit sich, v.a. hinsichtlich Veränderungen im Gasaustausch sowie Schwankungen im Redoxpotential. Auch die Entfernung von Trübstoffen ist eine wichtige Funktion der Eiweißabschäumung und sollte über den Tag dauerhaft stattfinden. Grundsätzlich gilt es, möglichst konstante Umgebungsbedingungen zu schaffen und diese kontrolliert zu einer positiven Wirkung zu bringen. Ein nur zeitweiser Betrieb des Eiweißabschäumers erzeugt potentiell schädliche Schwankungen, auf die sich viele Organismen nicht schnell genug einstellen können (v.a. pH-Wert, Redoxpotential, Sauerstoff- und CO2-Gehalt). Du solltest also den Abschäumer idealerweise nicht am Tage und schon gar nicht in der Dunkelphase (nachts besteht die Gefahr für einen Sauerstoffmangel) abschalten, sondern dauerhaft betreiben und nur die Abschäumleistung im Rahmen der Gerätemöglichkeiten auf ein gesundes Maß minimieren. Eine weitere wichtige Regeloption ist dabei auch die Anpassung des effektiven Durchflussvolumens durch das Technikbecken, um die Abschäumleistung zu regeln und um die Verweilzeit für verfügbare Nährstoffe im Wasser zu verlängern. Informationen zu den Stichwörtern Abschäumung und effektives Durchflussvolumen findest Du in den SEA-Z.
Darüber hinaus musst Du ggf. eingesetzte Filtermedien in der Menge reduzieren, oder sogar gänzlich entfernen, z.B. Anionenadsorber/Phosphatadsorber (v.a. bei Phosphatmangel), oder adoptive Filtermedien wie Zeolithe oder Biopellets. Auch die Durchflußrate in Fließbett-/Zeolith- oder Pelletfiltern (ACHTUNG: die Pellets müssen dennoch in ihrer Gesamtheit in ständiger Bewegung sein) sollte angepasst werden.
Gleichermaßen solltest Du auf Bakterienpräparate verzichten und die Dosierung von Bakteriennährlösungen (organische Kohlenstoffquellen) reduzieren und absetzten. Im SANGOKAI System solltest Du beides nicht anwenden. Damit erreichst Du, dass sich die Nährstoffverfügbarkeit im Aquarium in Richtung der gepflegten Korallen verbessert, und nicht zu viele Nährstoffe in Bakterienbiomasse eingelagert wird. Beachte dazu unbedingt die Informationen in den SEA-Z zu den Stichwörtern Biopellets und adoptive Filtermedien.
Ohne die genannten Justierung an Deinem Filtersystem kann die Dosierung von nutri-NP complete ggf. auch ohne den gewünschten Erfolg bleiben, weil dadurch nur die Leistungsfähigkeit der Nährstoffexportsysteme weiter angekurbelt wird und die dosierten Nährstoffe schneller wieder aus dem System entfernt werden, als sie von den Organismen im Aquarium rekrutiert werden können.
Die Beleuchtungszeit ist ebenfalls ein relevanter Parameter. Grundsätzlich sollte die Beleuchtungsdauer nicht länger als 12 h betragen. Informationen dazu und Einstellmöglichkeiten sowie angepasste Beleuchtungsprofile findest Du in den SEA-Z zum Stichwort Beleuchtungsdauer. In akuten Nährstoffmangelsituationen ist es ratsam, die Beleuchtungszeit auf 10-11 h zu reduzieren, um den Energieeintrag ins Riffaquarium und damit auch die an die Photosynthese gekoppelten Nährstoffumsatzprozesse zu drosseln. Beachte bitte auch, dass eine aggressive Beleuchtung mit hohen UV-A, Violett- und kurzwelligen Blauanteilen den Nährstoffbedarf stark erhöht. Nährstoffmangelsituationen sind daher oft die unmittelbare Folge von einer zu langen und v.a. einer zu aggressiven Lichtumgebung.